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Rede von Landrat Krzystof Lis am 6. September 2008 zur Einweihung der Gedenksteines in der Parkanlage von Neustettin.

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Meine Damen und Herren, sehr verehrte Gäste,


 

In dem polnischen Kultfilm Sami Swoi spielen Kargul und Pawlak die Hauptrollen. Sie sind Vertreter zweier Familien, die nach dem 2. Weltkrieg aus den ehemals polnischen Ostgebieten zwangsausgesiedelt wurden. In diesem Film geht es um das Heimweh, um die Sehnsucht dieser Menschen nach dem was sie zurück lassen mussten, nach dem Platz, wo sie geboren wurden, wo sie heranwuchsen, wo ihre Vorfahren lebten. Durch die Änderung der Grenzen wurden sie zwangsumgesiedelt ins heutige Westpolen. Die in einem kleinen Beutelchen mitgeführte Erde ist für sie eine Reliquie, die jedes Mitglied der eigenen Familie verwenden möchte.
 
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Zusatz von Dr. Raddatz --
 
Ich möchte hier etwas einflechten: In Deutschland kennen sie vielleicht den Brauch, dass man bei Beerdigungen Abschied nimmt von den Toten und dann noch etwas Erde auf das Grab wirft. Das ist in Polen genauso und damit ist dieses Beutelchen Erde gemeint.
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Ich knüpfe ganz bewusst an diese Episode des Films an, weil für die Polen, aber auch für viele Deutsche, nach dem 2. Weltkrieg das Schicksal der Eltern ähnlich war.
 
Es war nicht abhängig von ihnen selbst, sondern von den großen Machthabern der Welt. Nicht aus eigenem Willen, unter Zwang haben sie Hab und Gut verloren. Die Gräber der Angehörigen und Vorfahren, die Stätten, die sie mit eigener Arbeit, mit eigenem Fleiß geschaffen hatten.
 
Plötzlich mussten sie alles verlassen und sich auf den Weg ins Unbekannte begeben, nur weil Grenzen geändert wurden, weil man Deutscher war oder Pole.
 
Seit dieser Zeit sind viele Jahre vergangen, aber die Liebe zur Heimat ist immer noch lebendig. Erst die zweite und die dritte Generation verliert die enge Beziehung, weil sie den früheren Heimatort nicht mehr kennt.
 
Ich stamme aus einer Familie, die aus den polnischen Ostgebieten nach hier umgesiedelt wurde. Dort war kein Platz für meine Großeltern und Eltern, weil sie Polen waren. Ich bin hier aufgewachsen, hier lebe ich, ich arbeite hier und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich woanders leben kann.
 
Für mich ist Szczecinek, Barwice, Czaplinek und Polczyn Zdroj meine kleine vertraute Heimat.
 
Doch es ist mir bewusst, dass diese Orte vor nicht allzu langer Zeit für sie, die hier Anwesenden, Neustettin, Bärwalde, Tempelburg und Bad Polzin waren. Orte, die sie fest im Gedächtnis haben.
 
Wir, als die heutigen Bewohner, verstehen und achten dies. Es ist gut, dass wir heute, wenn auch erst nach vielen Jahren, dieses Denkmal hier in Szczecinek einweihen können, Kreisstadt früher und heute. Ein Denkmal zu Ehren der früheren Einwohner von Neustettin.
 
Mit Anerkennung gedenke ich des Einsatzes von Herrn Raddatz. Dank seiner Bemühungen können wir heute anders denken über das, was uns verbindet. Es verbindet uns die Vergangenheit dieser Stadt, in der wir heute leben, wir als Polen und sie als Deutsche, in der wir heute stehen, sie als Deutsche und wir als Polen.
 
So sei also der heutige Tag ein gemeinsamer Festtag.
 
Grüß Gott.

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