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Neustettin-Groß Krössin

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Reise nach Groß Krössin


Reisezeit: vom 4. bis 11. Juni 1994
von Ilse Großmann geb. Hackbarth

Gedanken zu unserer Heimatreise nach Groß Krössin 1994


 
In der Weihnachtszeit 1993 wurde bekannt, dass vom 04. bis 11. Juni 1994 wieder eine Fahrt in unsere ostpommersche Heimat geplant sei.
 

Gerne wollte ich noch einmal mit 'nach Hause'.


 
Man wägt ab – klappt es mit der Gesundheit? Aber dem Mutigen gehört die Welt! - und ich habe mich angemeldet und es nicht bereut!
In Braunschweig bei Rudi Dorow ging es los, und an der letzten Haltestelle vor Stettin stieg noch Anita geb. Laude mit ihrem Mann dazu. Die Fahrt verlief gut, und im Reisebus war Stimmung, auch zum Teil wegen der obligatorischen kleinen 'Kümmerlinge'.
Dann endlich die Grenzstation, und nach zwei Stunden Wartezeit hatten wir auch das geschafft. Es wurde Geld getauscht, und wir waren Złoty-Millionäre!
 
Nun waren wir im Pommerland.
 

&dbquo;ERST WENN DU IN DER FERNE BIST, SIEHST DU, WIE SCHÖN DIE HEIMAT IST!“


 
Hinter Stettin noch einige Verkaufsstände mit Gartenzwergen und Störchen in Originalgröße an der Straße, aber unser Ziel war ja unser Hotel in Bad Polzin.
 
Über die blühende, freundliche Landschaft - der gelbe Ginster und die blauvioletten Lupinen wechselten mit bestellten Feldern und Brachland ab – hatte die Natur ihr grünes Kleid gedeckt.
 
In Bad Polzin waren wir durch die Wartezeit an der Grenze überfällig, aber unser warmes Abendessen wartete auf uns. Über die Mängel im Haus sprechen wir weiter nicht, auch nicht über das Mäuslein, das Normas (Behrend, geb. Baller) Schokolade angeknabbert hat.
 
Am 5. Juni war die Fahrt nach Groß Krössin angesagt. Wir wollten von der Försterei ins Dorf laufen, fuhren aber erst zum Villnower Bahnhof, der sauber war wie zu unserer Zeit. Dann also zur Försterei, und von hier liefen wir – manchmal mit Umwegen und in kleinen Gruppen – ins Dorf.
Ich wollte zum Friedhof. Die linke Seite ist noch nicht wieder belegt. Da hat meine Großmutter Ida ihre letzte Ruhestätte gefunden. Sie war am 5. Juni 1926 – also auf den Tag genau vor 68 Jahren – verstorben. Ein kurzes Gedenken! Das alte schmiedeeiserne Kreuz war noch vorhanden!
 
Gisela Schwarzkopf machte viele Aufnahmen im Ort. Wir gingen über unseren alten und neuen Sportplatz und trafen uns alle an der Schule. Der Direktor war freundlich, und wir durften sie noch einmal besichtigen.
 
Unser Busenberg ist eingezäunt; also ist kein Schlittenfahren im Winter mehr möglich.
 
Um 15 Uhr waren wir wieder von den Frauen aus dem Dorf zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Vorher bekamen wir von dem Groß Krössiner Dolmetscher Marian jeder zwei hartgekochte Eier zur Begrüßung geschenkt. Es wurde ein schöner, harmonischer Sonntag! Um 19 Uhr wartete im Hotel wieder ein leckeres Abendessen auf uns.
 
Jeder Tag war von Rudi Dorow hervorragend geplant.
 
Nie hätte ich gedacht, noch einmal in Neustettin vor dem Rathaus zu stehen, die Friedrichstraße zu sehen, die zum Bahnhof Kietz führte. Wir liefen noch etwas am Streitzigsee entlang; die Anlagen sind sehr gepflegt.
Auf dem Weg zum Bus kamen wir an einer Bäckerei vorbei. Es wurden Liebesknochen gekauft, ein köstliches Backwerk!
 
Die Stunden in Leba waren schön. Wir sind an der Ostsee entlang gelaufen, wo ein kräftiger Wind wehte. Der Rückweg war ruhiger, es ging durch einen Dünen-Kiefernwald – ganz herrlich!
Auch hier wieder eine Bäckerei mit dem an die Kindheit erinnernden Gebäck. Zum Mittag gönnten wir uns Ostseelachs mit Salat.
 
Am Dienstag ein Stadtbummel durch Belgard, vorbei an der Marienkirche, in der gerade eine Messe gelesen wurde und die deshalb nicht zugänglich war; das Hohe Tor aus dem 14. Jahrhundert grüßte uns.
Wir bummelten bis zum Bahnhof und fuhren anschließend weiter nach Groß Tychow, wo für uns das Mittagessen bestellt war. Anschließend gingen wir zu dem Stein aus der Eiszeit (Umfang 44 m, 4 m hoch über der Erde und 6 m tief unter der Erde); beeindruckend und sehenswert!
 
Für die Gesundheit gab es später eine Wanderung nach Villnow, ca. 1 ½ Stunden durch den Wald zur Straße nach Gramenz. Herrlich diese Waldluft in den Wäldern der alten Heimat! Dem Ende zu wurden die Mücken lästig, aber der Bus wartete schon auf uns.
 
Am Mittwoch stand Köslin auf dem Tagesplan. Eine schöne Stadt! Um den Marktplatz herum die vielen Geschäfte mit schönen Auslagen. Wir waren in den Anlagen und hörten vom Pavillon Musik und Kinderlachen. Die Schulen präsentierten eine Aufführung mit dem Motiv: Vier Jahreszeiten. Die Schneekönigin vertrieb gerade den Winter. Auch wenn die Musik fremd und laut war, gefiel es uns, insbesondere das Kinderballett und die reizenden Kostüme. In dem uns schon von früher her bekannten Restaurant gab es Forelle mit Beilagen, eine Augenweide und ein Genuss!
 
Anschließend fuhren wir nach Kolberg: Besichtigung im Dom und Spaziergang auf der Strandpromenade zum Hafen und zu unserer Persante, mit einem Capuccino in einem Hotel.
 
Es war schon Donnerstag. Heute wartete die Ferienanlage in Tempelburg auf uns. Das Wetter war aber so veränderlich, dass wir das Vorhaben abbrachen und zurück zum Hotel nach Bad Polzin fuhren. Hier sahen wir uns den Kurpark an und unternahmen einen Stadtbummel.
 
Freitag war der letzte Tag. Wir fuhren nach Zülkenhagen. Unsere Seniorin, Frau Venzke (82), wollte gerne ihre Molkerei noch einmal sehen. Zwischendurch bummelten wir durch den Ort und besuchten den Friedhof. Auch hier, wie fast überall, sind die alten Namen mit Zement unleserlich gemacht worden. Auf einem Stein eingemeißelt, noch gut leserlich, steht ein Bibelvers aus der Offenbarung (Vers 2, 10): &dbquo;Sei getreu bis in den Tod, dann will ich Dir die Krone des Lebens geben!“ Hatte man davor Respekt?
 
Nächste Station war Döbel. In der Fischräucherei versorgte sich jeder für zu Hause. Wir holten die bestellten Forellen ab und gingen durch den Wald zurück nach Groß Krössin. Hierbei fanden wir im Roggen den Junikäfer.
Die Frauen aus Groß Krössin wollten uns noch einmal zum Kaffee einladen und hatten bereits Brot und Kaffee bereit gestellt, und so schmausten wir gemeinsam wieder im Feuerwehrhaus – dieses Mal frisch geräucherte Forelle!
 
Zum Abschluss machten wir einen Spaziergang durchs Dorf. Es sieht traurig aus, der Verfall ist überall sichtbar, mittlerweile fehlen schon 33 Häuser.
 
Dann hieß es Abschied nehmen von Groß Krössin. Wir grüßten noch einmal die leider sehr zugewucherte Persante und unseren schönen Kiefernwald! Wer weiß, ob es ein Wiedersehen geben wird!
 

&dbquo;BIST JA DOCH DAS EINE AUF DER GANZEN WELT,
KANNST JA DOCH VON ALLEN;
DIE ICH JE GESEHEN,
MIR ALLEIN GEFALLEN,
POMMERLAND SO SCHÖN!“


 
Mit Wehmut im Herzen traten wir am Samstag, dem 11. Juni 1994, die Heimreise an; alle kamen gesund und wohlbehalten zurück.
 
Es war eine unvergesslich schöne Woche im Pommerland!
 

Ilse Hackbarth


 

geb. am 12. Juni 1926 in Karlshöhe bei Villnow
und lebt heute verheiratet als Ilse Großmann in Lüdinghausen.

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