Thema dieser umfangreichen ortsgeschichtlichen Darstellung sind die Bauern- und Gutsdörfer Alt und Neu Priebkow mit Hassel- und Jungfernmühle im Kreis Neustettin. Die Autoren haben für ihre Chronik fast ein Jahrzehnt recherchiert, Archivalien, Bücher und Kreiszeitungen ausgewertet, ehemalige Bewohner befragt. Die Geschichte ihrer Ortschronik endet nicht an den Ortsgrenzen, sondern ist in den Kontext von Kreis- und Landesgeschichte eingebettet. Folgerichtig sind der eigentlichen Ortsgeschichte auf über einhundert Seiten zwei Kapitel zur Geschichte Pommerns und zur Geschichte des Kreises Neustettin vorgelagert. Der Leser wird somit quasi wie mit eine Lupe auf der Landkarte in den eigentlichen Ort des Geschehens geführt. Diese ersten beiden Teile geben in der jeweiligen geografischen Abgrenzung Auskunft über geografische Lage, Bevölkerung und Wirtschaft, über Geschichte, Besiedlung, über die bäuerlichen und gutswirtschaftlichen Verhältnisse, die Verwaltung und das Bildungswesen.
Die Teile I (Pommern) und II (Kreis Neustettin) fassen den Kenntnisstand der ausgewerteten Literatur zusammen. Sie dienen vor allem der Hinführung und Einbettung der Ortsgeschichte und liefern daher vorrangig keine neuen Erkenntnisse, sondern haben vor allem beschreibenden und überblicksartigen Charakter.
Der eigentliche ortsgeschichtliche Teil ist gegliedert nach den behandelten Siedlungen: das Dorf Alt Priebkow, das Gut Alt Priebkow, das Gut Neu Priebkow, die Mühlen. Dem schließen sich Beschreibungen zur örtlichen Verwaltung, zur Kirche und zum Schulwesen an. Ausführlich sind unter anderem auch Brauchtum, Flurnamen, Sagen und Mundart, aber auch Vereine, das Feuerlöschwesen, die Energieversorgung, Kriminal- und Unglücksfälle, Handel und Gewerbe, medizinische Versorgung und Auswanderung dargestellt. Schließlich liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Aufarbeitung der NS- Zeit sowie auf Krieg, Flucht und Vertreibung der alteingesessenen Bevölkerung. Hiermit endet auch die geschichtliche Darstellung, die noch durch Einwohnerverzeichnisse, Zeittafel sowie umfangreiche Angaben in einem Glossarium zu Münzen und Gewichten ergänzt wird.
Die Ortschronik verfolgt den Anspruch, die deutsche Geschichte von Priebkow umfassend zu dokumentieren und zu präsentieren und somit der Nachwelt das Wissen um diesen Ort zu vermitteln und zu erhalten Über 65 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges erscheint hierfür auch die letzte Gelegenheit, die noch lebenden Zeitzeugen zu befragen und aus privatem Besitz das vorhandene Bildmaterial zu sichten und zu veröffentlichen. Das Buch ist somit eine Fundgrube für die ehemaligen Bewohner von Priebkow und ihre Nachkommen. Die fachkundig und kenntnisreich geschriebenen Texte vermitteln ein lebendiges Bild vom Leben und der Geschichte der Priebkower. Auch jeder andere geschichtsinteressierte Leser wird hier interessante Aussagen finden, die genauso auch für andere Orte zutreffen mögen.
Die Autoren haben nicht nur gründlich recherchiert und tief geschürft, sie stellen das Buch mit seinem wissenschaftlichen Apparat aus Quellenangaben, Querverweisen, Anmerkungen, Literatur-, Abbildungs- und Quellenverzeichnissen auf ein sicheres Fundament. Ein Orts- und Personenregister zum dritten Teil erleichtert sehr die Benutzung für orts- und familiengeschichtlich interessierte Leser.
Die umfangreiche Bebilderung und die Darstellung der einzelnen Familien macht den ortsgeschichtlichen Teil besonders wertvoll. Angenehm ist die gute Ausstattung und sorgfältige Buchgestaltung; auch hierdurch hebt sich dieses opulente Werk von manch anderer Ortschronik positiv ab.
Henry Kuritz, Pommerscher Greif
Uwe Thiel, Harry Neumann: &dbquo;Priebkow – ein Rittergut in Hinterpommern“, Selbstverlag 2010,
Festeinband, 600 Seiten, 459 Abbildungen, 51 Kartenausschnitte, 48 EURO zzgl. Versandkosten.
Bezug über Uwe Thiel, Hirtenweg 1, 17159 DARGUN