Der größte Teil eines Transports aus Ratzebuhr landete Ende August 1946 nach Zwischenstationen in Stettin-Scheune, Uelzen und Wipperfürth in der Köln-Bonner Bucht und um Dormagen herum. Weil viele Ehemalige nicht mehr lange Reisen auf sich nehmen, wurde zum 2. Mal ein Treffen in Widdig in den Rheinterrassen organisiert. Der Ort liegt zwischen Wesseling und Bonn, und die Rheinterrassen thronen auf der Uferkante oberhalb des Flusses.
Nach Süden schaut man über den Rhein und das Herseler Werth bis zum Siebengebirge. Strahlender Sonnenschein ließ den Strom wie ein silbernes Band aufleuchten. Beste Bedingungen, beste Stimmung!
‚Der Ring erup, de Ring eraf’ waren über 40 Teilnehmer gekommen, eine Besucherin sogar aus Jena. Und auch der langjährige Sprecher der Ratzebuhrer, Herr Gerhard Breitzke mit Ehefrau Lieselotte, hatte es sich nicht nehmen lassen, die weite Reise von Hamburg auf sich zu nehmen.
Das Datum traf den 101. Geburtstag der ältesten Ratzebuhrerin, Frau Frieda Gehrke, geb. Boncies. Sie war nicht zugegen, aber wir schickten ihr einen herzlichen Glückwunsch in ihr Pflegeheim.
Weitere Senioren hatten telefonisch dem Treffen Erfolg gewünscht
und Grüße bestellt: Emma Hollatz (100), Anneliese Hübner, geb. Loebe (98) und Elisabeth von Chamier, geb. Rasch (96). Die älteste anwesende Person war Frau Gerda Bleck mit 86 Jahren.
Immer wieder gab es ein großes Hallo, wenn die Gäste nach und nach eintrafen. Schnell herrschte eine fröhliche Stimmung. Im Mittelpunkt stand das persönliche Gespräch.
&dbquo;Kennst Du noch
, weißt Du noch
, hast Du noch
?“ Und man musste traurig feststellen, dass viele Fragen wohl nie mehr werden beantwortet werden können.
Bald gingen Alben mit Bildern von daheim, von vor 1945 und von vielen Reisen der letzten Zeit, von Tisch zu Tisch. Dr. Raddatz zeigte eine Fotoserie von 1996, als er einen Rundgang um den verwunschenen, stillen Schulzensee im Wald nach Landeck zu gemacht hatte. Auf dem Rückweg hatte er die Badeanstalt am Wockingsse vor den Toren Ratzebuhrs fotografiert. Und diese Bilder weckten bei allen Teilnehmern helle Begeisterung, erinnerte sich doch jeder an schöne, sommerliche Kindheitserlebnisse mit manchem Streich und manchem Erfolg.
&dbquo;Vom Drei-Meter-Turm sprangen doch nur die Jungs.“
&dbquo;Nein!“ trumpfte Emma auf, &dbquo;ich bin auch gesprungen. – Aber im Stand, und ich habe mir die Nase zugehalten.“ Anerkennendes Lachen begleitete ihren Triumph.
Ab 18 Uhr – die Sonne leuchtete noch voll – verabschiedete man sich, glücklich, mal wieder ‚unter sich’ gewesen zu sein und mit dem Versprechen, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.