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Zeitreise durch die Geschichte der Stadt Neustettin
Eine Zeitreise durch die Geschichte der Stadt Neustettin.
1310
Herzog Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast gründet Burg und Stadt Negen Stetten als Schild gegen Polen, Brandenburg und den Deutschen Orden und stattet die Stadt mit &dbquo;Lübschem Recht“ aus.
1348 bis 1352
Die &dbquo;Schwarze Pest“, die auf dem gesamten Kontinent, so auch in Pommern wütet, rafft ein Drittel der Stadt-Bevölkerung dahin.
1356
Am 26. Juni stiften die Söhne des Stadtgründers, Bogislaw V. und Barnim IV., &dbquo;zum Seelgerät ihrer Eltern“ das Kloster Marienthron. Dort sollen auch später die Frauen beider Greifenherzöge beigesetzt worden sein.
1409
Am 20. August treffen sich auf dem Schloß im Streitzigsee die Herzöge Swantibor III. von Stettin und Bogislaw VIII. von Stolp mit dem Großmeister des Deutschen Ordens, Ulrich v. Jungingen. Sie vereinbaren den &dbquo;Bündnisvertrag von Nuwen Stetyn“ der sie zu gegenseitigem Beistand verpflichtet.
1423
&dbquo;Der große Tag von Neustettin“ am 15. September führt zum Abschluß eines Vertrages über die gegenseitige Hilfe im Kriegsfall. Teilnehmer sind Erik I., König der Kalmarer Union, fünf Pommernherzöge sowie der Hochmeister Paul von Rußdorf und weitere Vertreter des Ordens.
14. - 16. Jahrhundert
Besiedlung des Herzoglichen Amtes Neustettin durch die Pommernherzöge und die &dbquo;Vier Geschlechter von Wolde, von Zastrow, von Münchow und von Glasenapp.
1534
Paulus Klotze, ehemaliger Augustinermönch, ist der erste evangelische Pfarrer an der Nikolaikirche zu Neustettin und wird zugleich Fürstlicher Amtsrentmeister.
1537 bis 1583
In diesen Jahren verwüsten Brände immer wieder große Teile der Stadt. Am Palmsonntag 1540 bricht in dem &dbquo;Maltzhause“ des katholischen Priesters Johann Smitken Feuer aus. Dabei ist die Stadt vollkommen abgebrannt.
1576 bis 1579
Mit den Ziegelsteinen der Kirche Maria-Cell des verlassenen Klosters Marienthron wird ein massiver Turm für die Nikolaikirche errichtet. Dieser ist neben dem Schloß das älteste steinerne Gebäude der Stadt.
1584
Auf Grundlage der herzoglichen Scheunenverordnung von 1558 werden in diesem Jahr alle Scheunen in der Stadt abgerissen. Auf dem Sankt Jürgensberge entsteht eine große Scheunenanlage mit 70 Scheunen in 4 Riegen.
1591 bis 1593
Hexenprozesse gegen Michael Woike sowie weitere Männer und Frauen wegen des &dbquo;verhexten“ Bieres und dergleichen mehr. Vierzig &dbquo;Hexen“ werden verbrannt!
1606 bis 1616
Herzogin Anna, Witwe Bogislaw VII. von Stettin, hat hier ihren Wittumssitz. Der Philippsbau des Schlosses wird durch ihren Stiefsohn für sie erbaut.
1612
Anfang September weilt Dr. Lubinus zu Vermessungen für seine große Pommernkarte in der Stadt. Trotz herzoglicher Verfügung erhält er auf dem Schloß wenig Hilfe.
1613
Nach Abschluß eines Grenzgerichtstags kommt es zu Auseinandersetzungen mit den polnischen Teilnehmern, Beginn der in den folgenden Jahrhunderten noch oft wiederkehrenden &dbquo;Polenlermen“.
1618
Im Oktober wird Herzog Ulrich neuer Landesherr und vermählt sich anschließend mit Hedwig von Braunschweig. Der Umbau des Schlosses beginnt.
1622
Am 31. Oktober stirbt Ulrich schon im Alter von 34 Jahren. Die Ehe mit der Fürstin Hedwig ist kinderlos geblieben.
1623
Anfang des Jahres übernimmt Fürstin Hedwig Amt und Schloß als Wittumssitz. Sie lebt hier noch 28 Jahre und ist allzeit eine fürsorgliche und beliebte Landesmutter.
1640
Am 15. Oktober, in den Wirren des großen Krieges, stiftet die Fürstin das später nach ihr benannte Gymnasium.
1642
Bei einem polnischen Überfall hat die Stadt unter Mord und Plünderungen zu leiden. Das Schloß bleibt verschont, weil ein Gymnasiast die Sache rechtzeitig meldet. So kann die Brücke noch aufgezogen und das Tor verriegelt werden.
1650
Tod der Fürstin Hedwig am 26. Juni. Ihre Beisetzung erfolgt erst 4 Jahre später in der Marienkirche zu Rügenwalde.
1653
Am 2. Juli kommen Amt und Stadt Neustettin nach der im 30jährigen Kriege erfolgten schwedischen Besetzung durch Erbfolge nun an Brandenburg.
1665
Am 19. November wird die Huldigung des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg durch seinen Kanzler Lorenz Christoph von Somnitz entgegen genommen.
1679
Im Januar hält sich der Große Kurfürst für einige Tage in der Stadt auf. Er befindet sich auf dem Winterfeldzug gegen die Schweden und braucht etwas Erholung.
1697
In diesem Jahr erhält die Schützengilde der Stadt vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. eine Fahne als Geschenk.
1700
Der Kurfürst zieht im Dezember auf der Reise nach Königsberg auch durch das Neustettiner Land. Zweihundert Karossen des Zuges machen in Ratzebuhr Station.
1742
Die Stadt wird erstmals Garnison. Zwei Kompanien Kürassiere ziehen ein, später kommt noch eine Schwadron Husaren hinzu. Sie stehen hier bis zum Siebenjährigen Kriege.
1758 bis 1762
Dieser Krieg bringt für die Bevölkerung großes Leid. Russische Truppen besetzen Stadt und Land, verlangen Kontributionen und plündern in der Umgebung.
1763
Eine Eskadron der berühmten Bellinghusaren kommt in Garnison und wird in Privatquartieren untergebracht; bei ihr dient Leberecht von Blücher als Premier-Leutnant.
1779
Die Vilmseesenkung durch Friedrich den Großen beginnt. Sie bewirkt über den Niesedop auch eine Absenkung des Streitzigsees. Die Stadt ist keine &dbquo;Wasserstadt“ mehr.
1786
Nach Abschluß der Absenkung erhalten die Hausbesitzer Ackerland und Seewiesen. Letztere werden, weil sie so schmal sind, &dbquo;Ein Hick und ein Swatt“ genannt.
1806 bis 1813
&dbquo;De Franzosentid“ bringt wieder viel Leid für die Menschen. Die polnischen Nachbarn nutzen die Gelegenheit zu Überfällen und Plünderungen.
1809
Vom 17. zum 18. Dezember übernachtet die königliche Familie hier auf dem Wege nach Berlin. Die Königin Luise gibt für die Armen der Stadt 60 Friedrichsdor.
1812
Auf dem Rückzug aus Rußland bringen Hunger und Kälte vielen Franzosen den Tod. Hundertneunzehn Soldaten werden hier auf dem Sankt Jürgensberg in Massengräbern beigesetzt.
1813
Im Januar beginnt General von Bülow mit der Mobilisierung seiner Truppen zum Freiheitskampf gegen die Franzosen. Es sind auch Infanteristen und Kavalleristen aus Neustettin und der Umgebung dabei.
1823
Die Belling-Husaren kehren nach dem Krieg wieder in die Garnison zurück. Später werden sie nach Stolp verlegt, weil es hier keine geschlossene Reitbahn gibt.
1853
Am 13. Oktober wird nach nur zweijähriger Bauzeit das neue Rathaus durch Superintendent Lehmann eingeweiht. Am Turm befindet sich ein vergoldetes Stadtwappen.
1845 bis 1870
Neustettin ist noch einmal für kurze Zeit Garnisons-Standort. Das 3. Bataillon des 8. Pommerschen Infanterie-Regiments Nr. 61 ist hier stationiert.
1847
Am 18. Dezember sind auf dem Sankt Jürgensberg 85 volle Scheunen abgebrannt. Die Stadt bleibt &dbquo;Brandnest“. Im Jahre 1882 wird die erste freiwillige Feuerwehr mit 50 Mitgliedern gegründet.
1866 bis 1881
Im Landwehrzeughaus befindet sich jetzt eine archäologische Sammlung des Majors F.W. von Kasiski, die später in ein Berliner Museum kommt. Es handelt sich um Ausgrabungs-Funde aus der Umgebung der Stadt.
1867
Der Verschönerungsverein des Kreisgerichtsdirektors Stellter beginnt mit der Bepflanzung des Seeufers. Schmiedecke, Bennewitz und andere setzen das Werk fort. Durch diese Anlagen wird die Stadt später zur &dbquo;Perle Hinterpommerns“.
1875
Am 1. Juli erscheint die erste Ausgabe der &dbquo;Norddeutschen Presse“. Seit 1872 ist die Druckerei im Besitz der Familie Hertzberg.
1878
Neustettin wird an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Da sind zuerst die Strecken nach Ruhnow, Konitz, Stolp und Belgard. 1879 kommt dann die Verbindung nach Schneidemühl hinzu. Der Bahnhof liegt noch weit außerhalb der Stadt.
1881
Am 18. Februar geht der Ruf: &dbquo;Feuer, Feuer, die Synagoge brennt!“ durch die Stadt. Dem Brand folgt im Oktober 1883 ein Aufsehen erregender Prozeß.
1898
Am 2.September, dem Sedantag, wird vor dem Rathaus das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. aus Anlaß seines 100. Geburtstages bei einer großen Feierlichkeit enthüllt.
1905 bis 1908
Bau der neuen Nikolaikirche. Grundsteinlegung am 23. Juni 1905, feierliche Weihe am 28. Februar 1808 durch Generalsuperintendent Büchsel.
1910
Vom 26. bis 29. Juni wird die 600-Jahrfeier begangen. Zum Auftakt findet ein Pommerscher Städtetag statt. Die Schützengilde erhält eine vom Kaiser gestiftete neue Fahne. Ein glanzvoller Festumzug ist Höhepunkt der Feierlichkeiten.
1911
Am 1. April wird der Bismarckturm feierlich eingeweiht; ein Jahr zuvor ist auf dem Burgwerder der Grundstein gelegt worden.
1912
Neustettin soll wieder Garnisonsstadt werden. An der Straße nach Streitzig wird die zukünftige Infanterie-Kaserne gebaut.
1913
Nach Ostern bezieht das Fürstin-Hedwig-Gymnasium sein neues Schulgebäude am Streitzigsee. Über dem Eingang in Latein: &dbquo;JUVENTUTI SACRUM“ - Der Jugend gewidmet!
1921
Eine Notgeldserie wird am 15. November vom Magistrat in Umlauf gebracht. Die Scheine zu 25, 50 und 75 PF zeigen Bilder der Stadt und vom Hexenprozeß im 16. Jahrhundert.
1927
Am 18. Oktober wird nach zweijähriger Bauzeit mit der Schlüsselübergabe an Rektor Krüger die Pestalozzischule eröffnet
1935
Im März, nach der wiedererlangten Wehrhoheit, wird an der Soltnitzer Chaussee die Artilleriekaserne gebaut, es entstehen der Pommernwall und der Truppenübungsplatz Groß Born.
1936 bis 1939
Jeweils am Faschingsdienstag gibt es einen großen Umzug und anschließend Tanzvergnügen in allen Sälen. &dbquo;Neustettin ist eine Stadt, die einen eignen Fasching hat!“. So heißt es in einem Lied zu diesen Veranstaltungen.
1938
In der Nacht des 8. November brennen, wie überall in Deutschland, auch in Neustettin und Tempelburg die Synagogen, jüdische Läden werden zerstört.
1944
Im August werden in aller Eile Schanzarbeiten zum Ausbau des Pommernwalles begonnen, die &dbquo;Ostwallschipper“ sindauch im Gymnasium untergebracht. An einen geregelten Unterricht ist nach ihrem Abzug nicht mehr zu denken.
1945
Am 27. Februar beginnen die Kämpfe am Bahnhof und am nächsten Tag besetzt die Rote Armee kampflos die gesamte Stadt.