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Zeitreise durch die Geschichte der Stadt Ratzbuhr

Daten zur Ratzbuhrer Geschichte.

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1553 – 1554        

Der Pommernherzog Barnim der Ältere beauftragt den Neustettiner Amtshauptmann
                            Klaus Puttkammer mit der Auflegung des Amtsdorfes Ratzebuhr.
                            Unter Zusicherung des erblichen Schulzenamtes weist dessen Rentmeister Christoph
                            Wassergrabe einem gewissen Jakob Woyke die Stelle am Zarne-Fluß an,
                            wo Schulzenhof und Dorf zu errichten seien.

1560 – 1562        

Bau der 1. Wassermühle (Obermühle).

1566                    

Georg Tessmar wird erster evangelischer Pastor in Ratzebuhr.

1592 – 1593        

Bau der ersten Kirche.

1597                    

Herzog Johannes Friedrich von Pommern erteilt Ratzebuhr das Marktrecht für zunächst zwei,
                            später drei Jahrmärkte.

02.08.1599          

Gefecht am Jeschkenborn zwischen den Amtsbauern von Ratzebuhr und denen des adligen
                            Dorfes Bahrenbusch um die Besitzrechte der Wiesen  in den ‚Tiefen Brüchen’.

09.09.1613          

Amtshauptmann Peter von Somnitz beendet mit einem Vertrag die Grenzstreitigkeiten in den
                            ‚Tiefen Brüchen’ zwischen dem Marktflecken Ratzebuhr und den Amtsdörfern Flederborn und
                            Wallachsee.

1615                    

Erste Vermessung Ratzebuhrs. Die Gesamtfläche beträgt 4443 Magdeburger Morgen.

1615                    

Franz von Hertzberg erhebt Anspruch auf den Tetzlaffsberg.

1620                    

Einführung eines Gerichtssiegels. Es zeigt im Schilde zwei Eichen und auf dem Helm einen Eichbaum.

1628                    

Der Dreißigjährige Krieg greift mit kaiserlicher Soldateska, unter ihnen kroatische Haufen, plündernd
                            und mordend auf den Landstrich um Ratzebuhr über. Ab 1631 ziehen schwedische Truppen
                            mordbrennend durch das Land.

1658                    

Niederbrennung Ratzebuhrs durch polnische Truppen im Schwedisch-Polnischen Krieg.

1663                    

Die St. Petri-Kirche und Turm mit den Pfarrgebäuden ist wieder aufgebaut.
                            Die Pfarrstelle betreut 3372 Gläubige.

1674                    

Die St. Petri-Kirche erhält neue Turmglocken.

Januar 1679       

Der Große Kurfürst rastet auf seiner Reise von Berlin nach Königsberg für eine Nacht in Ratzebuhr.

Dez. 1700           

Kurfürst Friedrich III. zieht auf seiner Reise zur Krönung in Königsberg mit 200 Karossen durch
                            Ratzebuhr und macht hier Station.

01.10.1717          

Einführung der Schulverordnung.

1722                    

Der Binnenzoll (Akzise) wird eingeführt. Die Akzise-Station wird in Flederborn an der Abzweigung der
                            späteren Reichsstraße Nr. 1 zur Straße nach Ratzebuhr errichtet und mit Siegel und Brenneisen
                            versehen.

1725                    

Die erneute Vermessung des Ratzebuhrer Gebietes ergibt eine Fläche von etwa 7000 Morgen.

1740                    

Bau der königlichen Wollwaage mit Wollmagazin.

26.03.1748          

Ein Großfeuer, entstanden durch Nachlässigkeit, vernichtet das Pfarrhaus und zehn Wohnhäuser im
                            Ort.

09.01.1753          

Die Amtsuntertänigkeit Ratzebuhrs unter das Amt Neustettin wird von Friedrich II. aufgehoben.

1754                    

Einführung der städtischen Verfassung. Ratzebuhr erhält Lübisches Stadtrecht.
                            Das Stadtwappen zeigt auf silbernem Schild einen aus grünem Freiberg wachsenden roten, geflügelten
                            Greif, der im rechten Fang einen Zweig mit drei goldenen Eicheln hält mit der Umschrift:
                            KÖNIGL. PREUSS. POMMERSCHE IMMEDIATSTADT RATZEBUHR
                            Danit ist die Stadt unmittelbar dem König unterstellt. Bau des ersten Rathauses. Ein hauptamtlicher
                            Bürgermeister wird bestellt.

11.04.1754          

Das Rescript des Königs bestätigt die Unmittelbarkeit Ratzebuhrs.

30.06.1754          

Magistrat und Bürgerschaft werden vereidigt.

10.10.1756          

Erlaß einer Feuerordnung.

20.03.1758          

Erste große Plünderung Ratzebuhrs im Siebenjährigen Krieg durch russische Truppen. Danach sollen
                            noch 20 weitere Plünderungen während des Siebenjährigen Krieges durch russische Truppen
                            stattgefunden haben.
                            Bürgermeister und Stadtkämmerer werden wegen nicht bezahlter Brandschatzungsgelder nach Pillau
                            bzw. Marienwerder verschleppt.

1763                    

Bürgermeister und Stadtkämmerer kehren aus der Festungshaft zurück.

1780                    

Der seit dem 16. Jahrhundert bestehende Grenzstreit zwischen Ratzebuhr und Bahrenbusch wegen
                            der ‚Tiefen Brüche’ wird beigelegt.

1781                    

Das ‚Tiefe Bruch’ westlich der Stadt wird trockengelegt.

11.11.1806          

Französische Soldaten kommen als Folge des Krieges mit Napoleon nach Ratzebuhr.
                            Es ist der Beginn des wirtschaftlichen Niedergangs der Stadt.
                            Durchziehende napoleonische Truppen, Repressalien und Kriegskontributionen ruinieren die Stadt
                            vollends.

01.02.1809          

Eine neue Städteordnung wird eingeführt. Nach dieser werden 24 Stadtverordnete, 8 Stellvertreter
                            und 2 Bezirksvorsteher gewählt. Die Stadtverordneten wählen den Magistrat.

07.07.1809          

Nördlich der Lümzower Landstraße wird ein neuer Begräbnisplatz geweiht.

1810                    

Nach 70 erfolgreichen Jahren wird das Wollmagazin aufgelöst.

Juni 1813            

Der Landsturm wird aufgestellt. Die Stadt stellt 1 ½ Kompanien Infanterie und eine Anzahl Kavalleristen.
                            Außerdem wird die Stadt verpflichtet, Bekleidung und Lebensmittel für das Heer zu liefern.
                            Die Stadtkasse wird mit 5012 Reichstalern belastet.
                            Die Bewaffnung müssen die Landsturmmänner auf eigene Kosten beschaffen.

1817                    

Ein Postwärteramt wird eingerichtet. Die Post wird seit geraumer Zeit mit einem Boten aus Neustettin
                            geholt.

1818                    

33 Tuchmacher wandern wegen der wirtschaftlichen Notlage nach Polen aus.

22.04.1822          

In der Nacht vernichtet ein Großfeuer 7 Wohnhäuser und 9 Stallgebäude.
                            Zwei Menschen kommen in den Flammen ums Leben.

22.08.1826          

Wieder werden durch ein Großfeuer 80 Gebäude in der Stadt ein Raub der Flammen.

01.01.1828          

Eine Fahrpostlinie zwischen Neustettin und Flatow wird eingerichtet und versorgt Ratzebuhr mit Post.

19.10.1840          

Einweihung eines neuen Schulhauses.

13.11.1854          

Ratzebuhrs dritter Kirchenneubau wird eingeweiht.

Sept. 1879          

Der Eisenbahnbetrieb auf der Strecke Neustettin – Ratzebuhr – Schneidemühl – Posen wird
                            aufgenommen.

1883                    

Neubau des Rathauses an der Nordseite der Danziger Straße.

1889                    

Die Freiwillige Feuerwehr wird gegründet.

1897 – 1899        

Der Magistrat beschließt, ein größeres Schulgebäude mit einer Aula gegenüber dem alten Gebäude zu
                            errichten.

1899                    

Die Stadt wird mit Gas versorgt. Für die Reichspost wird ein Gebäude in der Danziger Straße errichtet.

1907                    

Baumeister Stelter erhält den Auftrag, auf dem Tetzlaffsberg einen Aussichtsturm zu errichten.

23.08.1908          

Einweihung des Aussichtsturmes mit dem Namen ‚Bismarck-Turm’.

1910                    

Ratzebuhr erhält Anschluß an das Telefonnetz der Deutschen Reichspost.

28.09.1912          

Die Stadt wird an das Elektrizitätsnetz der Überlandzentrale Lottin angeschlossen.

01.03.1914          

Der Gärtner Paul Höltge aus Jastrow gründet einen Gartebaubetrieb, aus dem sich eine der
                            bekanntesten Versandgärtnereien Deutschlands entwickeln sollte.

1922                    

Das Schulgebäude wird durch den Anbau einer Mittelschule erweitert.

1927                    

Gründung der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungs-Genossenschaft, mit deren Unterstützung mehr als
                            hundert Wohnhäuser in der Stadt gebaut werden.

31.01.1933          

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) übernimmt die Kontrolle sämtlicher Stellen
                            im Rathaus.

25.03.1933          

Der Rat der Stadt wird umbesetzt.

01.03.1934          

Amts- und Gerichtssiegel werden geändert und zeigen jetzt national-sozialistische Embleme.

30.06.1934          

Der Rat der Stadt wird aufgelöst und umgebildet. Alle Ämter werden mit Mitgliedern der NSDAP besetzt.

1938                    

Einige jüdische Mitbürger verkaufen aus Not Haus- und Grundbesitz, manche verlassen Deutschland.

09.11.1938          

SA- und SS-Leute zerstören die jüdische Synagoge durch Brandlegung.

1938                    

Die noch in der Stadt verbliebenen jüdischen Mitbürger werden gefangen gesetzt und später nach
                            Schneidemühl verbracht.

August 1939      

Einquartierung großer Truppenkontingente in der Stadt.

Sept. 1939          

Nicht endenwollender Durchzug von Heeresverbänden in West-Ost-Richtung.

1942 – 1944        

Bombengeschädigte und durch Bombenangriffe bedrohte Einwohner Stettins und Berlins sowie der
                            Städte im Ruhrgebiet werden in entbehrlichen Wohnraum eingewiesen.

30.01.1945          

Ungeordnete Flucht großer Teile der Einwohnerschaft vor der anrückenden Roten Armee.
                            Russische Soldaten erobern ohne Gegenwehr die Stadt. Ein Drittel aller Wohngebäude werden durch
                            Brand zerstört. Der letzte Zug mit flüchtenden Frauen und Kindern verläßt im Schutz der Dunkelheit
                            den Bahnhof in Richtung Neustettin.

06.-10.02.45        

Austreibung der in der Stadt verbliebenen Bevölkerung in das 15 km entfernte Jastrow.

Ende März 45    

Rückkehr der Einwohner nach Ratzebuhr.

Juni 1945           

Übernahme der Verwaltung durch polnische Behörden. Die Stadt wird umbenannt und heißt fortan
                            Okonek.

1945                    

Umweihung der evangelischen St. Petri-Kirche in eine Kirche römisch-katholischer Konfession.
                            Beginn der Ausweisung deutscher Bewohner.

April 1947          

Der letzte Transportzug mit etwa 200 Deutschen verläßt die Heimat.
 
 
Aus:                     ‚Ratzebuhr, schöne Flur’ – Eine Kleinstadt in Hinterpommern
                            Herausgeber Gerhard Breitzke, Ratzebuhr/Hamburg -  2004.